20.12.2023: Rod Stewart with Jools Holland - 'Almost Like Being in Love' - new music video out now!
Er hat einen Grammy und einen BRIT Award im Regal, einen Stern am Walk of Fame, wurde gleich zwei Mal in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen und zählt mit über 200 Millionen verkauften Tonträgern längst zu den Ikonen der Musikwelt – und trotzdem gibt es selbst für einen Rod Stewart auch im Jahr 2015 noch neue Herausforderungen: Das am 23. Oktober bei Capitol Records erscheinende neue Album „Another Country“ ist das erste in seiner Karriere, das er – die moderne Technik macht’s möglich – aufgenommen hat, ohne dafür ein einziges Studio zu betreten. In den eigenen vier Wänden von ihm selbst geschrieben und co-produziert, lässt Stewart seine Fans in den neuen Songs so dicht an sich heran wie selten zuvor.
„Gute Songs zu schreiben ist nur dann möglich, wenn man so ehrlich wie möglich bei der Sache ist“, meint Stewart über sein neuestes Werk. „Ich glaube, dass ich heute viel mehr mit dem Herzen bei der Sache bin.“ Mit „Another Country“, seinem 29. Studioalbum als Solokünstler, knüpft der Brite, der inzwischen über 50 Jahre im Rampenlicht steht, ganz klar an den gefeierten Vorgänger „Time“ an, der sich 2013 weltweit über 1 Million Mal verkaufte, ihm zweifaches Platin in Grossbritannien bescherte und hierzulande Platz 4 in den Media Control Charts belegte. „Aber es ist doch mehr als eine blosse Fortsetzung, weil die Themenpalette dieses Mal breiter angelegt ist“, so der Sänger. „Und ich finde die Songs auf diesem Album einfach besser.“
Dabei markierte „Time“, das in UK sogar Platz 1 belegen sollte – was ihm davor zuletzt vor 37 Jahren mit „A Night on the Town“ (1976) gelungen war: Rekord! –, das Ende einer gut zwei Jahrzehnte andauernden Trockenperiode in Sachen Songwriting. Er selbst macht seine 2012 veröffentlichte Autobiografie (deutscher Titel: „Rod – Die Autobiografie“) dafür verantwortlich, dass er schliesslich doch wieder selbst komponieren sollte: „Also leichtgefallen ist es mir noch nie, neue Songs zu schreiben. Das war immer schon ein Kampf“, so Stewart. „Aber in dem Buch waren einfach so viele Geschichten versammelt, aus denen schliesslich Songs hervorgingen. Und als das letzte Album dann so gut ankam, fühlte ich mich davon bestärkt, noch mehr zu schreiben – aber eben auch über ganz andere Themen.“
„Another Country“ zeichnet sich auch musikalisch durch extreme Vielfalt aus: ganz intime Stücke wie „Can We Stay Home Tonight“ sind darauf genauso vertreten wie lockere Reggae-Grooves („Love and Be Loved“), vertonte Lebensfreude („Walking in the Sunshine“) hat hier genauso ihren Platz wie das leidenschaftlich flehende „Please“. Für den Titelsong habe er sich vorgestellt, „wie es wohl ist, als Soldat so lange fernab der Heimat zu sein und seine Liebsten zu vermissen.“ Besonders herausragend sind jedoch auch dieses Mal jene Songs, in denen er persönliche Erfahrungen verarbeitet.
„Ich glaube fest daran, dass einige davon die Leute wirklich berühren werden“, meint Stewart. „‘Batman Superman Spiderman’ handelt zum Beispiel davon, wie es ist, meinen vierjährigen Sohn abends ins Bett zu bringen – ein Gefühl, mit dem sich sicher die meisten Väter von kleinen Kindern identifizieren können. ‘Way Back Home’ bezieht sich auf meine britischen Wurzeln und darauf, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs geboren zu sein: Ich verneige mich damit vor all jenen, die ihr Leben geopfert haben für den Frieden und die Freiheit, die uns seither beschert war. Als sich mein Schlagzeuger mit dem Song befasste, brach er schliesslich sogar in Tränen aus – er scheint also intensive Gefühle zu wecken.“
Besonders sein Hang zur schottischen Kultur schimmert auf „Another Country“ immer wieder durch. „Ich bin zwar in London zur Welt gekommen, aber genau genommen bin ich ein Schotte aus London“, so sein Kommentar. „Uuml;berhaupt ist dieser gälische Einschlag immer wieder auf dem Album zu hören; ich habe ja auch viel mit Geigen und Mandolinen gearbeitet. Mein Lieblingsstück davon ist ‘We Can Win’. Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, über Fußball zu schreiben. Wahrscheinlich habe ich da an meinen Vater und meine Brüder gedacht, denn Fussball bedeutet uns einfach alles. Er ist allen Celtic-Fans gewidmet.“
Was dabei wieder einmal die einzelnen Songs zu einer Einheit, einem schlüssigen Ganzen zusammenschweisst, ist Stewarts Stimme – jene Stimme, die James Brown, den Godfather of Soul, einst dazu veranlasste, den Briten als „best white soul singer“ zu bezeichnen, während Elton John einmal gesagt hat: „Rod ist ganz klar der beste Sänger, den ich je im Rock & Roll gehört habe.“ Diese unverkennbar kratzige, ausdrucksstarke und immer wieder überraschend vielseitige Stimme war bereits auf über 200 Millionen Longplayern zu hören, die Stewart weltweit verkauft hat – angefangen bei seinen Aufnahmen mit der Jeff Beck Group und The Faces über die gefeierten Solo-Releases bis hin zu seinen fünf „Great American Songbook“-Volumes, der erfolgreichsten Serie von Neuinterpretationen in der Geschichte der Popmusik.
Wer bezweifelt, dass es die Stimme des inzwischen 70-jährigen Stewart mit den legendären Aufnahmen vergangener Tage aufnehmen kann, sollte sich allein das Finale von „Please“ anhören. Wie relevant diese Stimme auch heutzutage ist, belegt auch A$AP Rockys aktueller, von Mark Ronson produzierter Hit „Everyday“, der auf einem Gesangs-Sample von Stewart basiert, das er Ende der Sechziger mit einer obskuren Band namens Python Lee Jackson aufgenommen hat...
Am wichtigsten ist jedoch, dass „Another Country“ vom ersten Ton an unterstreicht, dass man auch nach fünf Jahrzehnten im Musikzirkus neue Wege einschlagen kann – denn Stewart, der sein neues Album zusammen mit seinem Co-Produzenten Kevin Savigar aufgenommen hat, hat bei der Arbeit erstmals auf modernste Aufnahmemethoden gesetzt. „Fantastisch war daran, dass wir kein einziges Studio von innen gesehen haben. Ich kann inzwischen auf eine echt lange Karriere zurückblicken, und natürlich habe ich viele Jahre davon in Studios verbracht. Dieses Album nun erstmals daheim aufnehmen zu können, hat sich so viel intimer und einfach angenehmer angefühlt.“
Auch wenn er eingesteht, dass es manchmal gar nicht so leicht ist, den richtigen Einstieg zu finden, ist Stewart fest davon überzeugt, dass die besten Songs ganz organisch entstehen: „Normalerweise denke ich mir erst mal den Titel aus. Dann summe ich ihn vor mich her und schaue einfach, was dabei herauskommt – so war’s zum Beispiel bei ‘Maggie May’. Es gibt aber auch Versionen dieses Songs, in denen Maggie May gar nicht auftaucht: Ich hatte die Melodie schon, wusste aber noch nicht, wovon der Song handeln sollte. Es ist fast schon so, als ob man eine Antenne hätte, und irgendwie kommt die Idee dann über diese Antenne in deinen Kopf. Und wenn das nicht von selbst passiert, dann sollen sie auch nicht existieren. Das alles muss fliessen.“
Der Erfolg des „Time“-Vorgängers habe ihm, was das angeht, sehr viel bedeutet – und nicht nur in Hinblick auf die erfreulichen Verkaufsstatistiken: „Natürlich ist das gut fürs Ego, aber wichtiger daran war noch, dass ich daran erkennen konnte, was meine Fans wirklich hören wollen“, so Stewart. „Das gibt einem das nötige Selbstvertrauen zum Weitermachen und sich zu sagen: ‘Okay, dann werde ich ihnen jetzt mal zeigen, wie ein richtig gutes Album klingt.’“
Was seine persönlichen Ziele mit „Another Country“ angeht, weiss Rod Stewart längst, was ihn wirklich erfüllt: „Was ich mache, will ich gut machen, sonst würde ich einfach die Finger davon lassen“, sagt der Sänger abschliessend, der für das Video zur ersten Single „Love Is“ das Dach seines Labels Capitol in Hollywood in eine Bühne verwandelt hat. „Aber wenn ich dieses Mal nur halb so viele positive Rückmeldungen wie beim letzten Mal bekomme, bin ich schon mehr als zufrieden. Ich habe dieses Album wirklich für meine Fans geschrieben.“ |