26.11.2019
Neues Musikvideo von Oh Wonder: " I Wish I Never Met You " out now!
Oh Wonder veröffentlichen ihr neues Musikvideo zu “I Wish I Never Met You”. In dem Song rechnet Sängerin Josephine Vander Gucht mit ihren Ex-Partner ab, von denen sie betrogen wurde und wünschte sich, diesen nie begegnet zu sein.
Wenn man bedenkt, dass heutzutage die meisten Karrieren im Popsektor auf perfekter Planung basieren und wenig bis gar nichts dem Zufall überlassen wird, sind Oh Wonder ein echtes Ausnahmephänomen: Diese beiden Musiker nämlich haben ganz zufällig zueinandergefunden. Auch hatte das Duo ursprünglich gar nicht vor, live zu spielen – dabei waren sie gerade erst über ein ganzes Jahr lang unterwegs um den Globus. Von einem Vertrag mit einem grossen Label ganz zu schweigen – schliesslich stand für sie doch immer fest, dass das alles nur ein klitzekleines DIY-Projekt sein würde.
Josephine, die eine klassische Klavier- und Geigenausbildung genossen hat, wollte gerade eine Karriere in Richtung Jura einschlagen, als sie Anthony in einem Studio in South London kennenlernte. Einst Mitglied einer Rockband und nun Produzent, machte er ihr das Angebot, ein paar ihrer Songs zu produzieren – doch als sie dann gemeinsam loslegten, passte das alles sogar noch viel besser zusammen. Um es in Anthonys Worten zu sagen: “Zwei Sterne seien da miteinander kollidiert.”
Sein Händchen für Arrangements und Produktionen – allein: niemand Geringeres als der legendäre Gil Norton hatte ihm das Produzieren nahegelegt – war das perfekte Gegenstück zu ihrem Ansatz als Songwriterin, ihrem klassisch geprägten Musikverständnis. Mehr noch: Zusammen hatten ihre Gesangsstimmen etwas Fesselndes. Und auch das Schreiben der Texte ging zu zweit so viel besser als auf eigene Faust.
Und so kam es, dass sie schon nach drei Monaten ihres “Ein neues Stück pro Monat”-Selbstversuchs eine internationale Fanbase hatten, die am 1. wirklich gebannt auf neues Material wartete. Und lawinenartig ging’s weiter, denn dann klingelten die Labels an, allerdings unterschreiben wollten Oh Wonder vorerst nichts. Man muss sich das fast schon auf der Zunge zergehen lassen: Erst als ein paar ihrer Songs Playzahlen im zweistelligen Millionenbereich verzeichneten (!), gestanden die beiden sich und dem Rest der Welt ein, dass sie eine “richtige” Band waren.
Und erst als sie 15 Tracks im Alleingang als Album veröffentlicht hatten, beugten sich Oh Wonder ein weiteres Mal dem Druck der Fans – als sie immerhin die ersten vier Live-Shows ihrer Karriere ankündigten: In London, Paris, New York und L.A. Mehr war nicht geplant, schliesslich wollten sie danach gleich wieder zurück in jenes Studio, das sie sich am hinteren Ende im Garten von Josephines Elternhaus gebaut hatten. Doch dann waren alle vier Konzerte binnen einer Woche ausverkauft, also legten sie nach – und tourten richtig: Hinterher hatten sie die Staaten gleich mehrfach durchkreuzt und hatten nebenbei auch in Südamerika, Australien, Russland und Fernost gespielt. 14 Monate waren’s: 162 Shows, 112 Städte. Und sage und schreibe 83.000 verkaufte Tickets.
"Auf Tour zu sein hat etwas unglaublich Vereinsamendes: Da kommt es vor, dass du in einem Raum mit 3.000 Menschen stehst, die deinen Namen rufen – und du dich trotzdem einsam fühlst. Pervers eigentlich. Man vermisst seine Freunde, seine Familie, aber zugleich sehnt man sich auch nach einer Auszeit, um sich wieder aufzubauen. “Ultralife” ist der Versuch, eine Balance zwischen diesen Polen zu finden."
"Diese Band hat uns einfach mal gezeigt, was für eine Kraft Musik haben kann", meint Josephine. “Sie hat uns so unvorstellbar viele Möglichkeiten beschert und uns an Orte transportiert, an die wir früher nicht mal im Traum gedacht hätten. Wir bekommen Nachrichten von unseren Fans, in denen sie uns mitteilen, wie sehr unsere Musik ihnen dabei geholfen hat, ihr Leben zu verändern. Dass nichts davon geplant war, macht’s dabei nur noch umwerfender.”
Manchmal kann es eben doch so kommen, dass aus dem ewigen Underdog das nächste grosse Ding wird.
Geschrieben in New York und London, von ihnen beiden komplett selbst produziert und abgemischt, nimmt “Ultralife” die Essenz des experimentellen Erstlings – die hypnotischen Paargesänge, die ungeschönt-emotionalen Texte, das Ätherisch-Schöne – und geht noch weiter und tiefer: Dank des Gewichts, das ein grösserer Erfahrungsschatz mit sich bringt, des grösseren Selbstvertrauens nach den ersten Erfolgen, der Stimmigkeit und Schlüssigkeit, die entsteht, wenn man ein Album wirklich plant, als Ganzes denkt.
"Ja beim letzten Album hatten wir ja überhaupt keinen Plan, was wir da überhaupt gerade machten", lacht Anthony. “Wir hatten ja nicht mal einen bestimmten Sound im Sinn. Wir haben jeden Aspekt von Oh Wonder durchs Ausprobieren gelernt: Wie unsere Stimmen zusammen funktionieren, wie man diese Songs live präsentiert… und was toll war an den Aufnahmen zum zweiten Album, ist, dass wir nun die ganzen Sachen, die wir da gelernt hatten, perfekt anwenden konnten.”
"Ein wichtiger Einfluss für dieses Album war Jon Krakauers Buch “Into The Wild”, gibt Anthony zu bedenken. "Wer’s nicht kennt: Das basiert auf einer wahren Geschichte und erzählt von einem Vorstädter, der eigentlich nach Harvard gehen sollte, dann aber dem Druck der Gesellschaft entflieht – indem er einfach in die Wildnis geht. Bevor er schliesslich in Alaska ums Leben kommt, kratzt er die folgenden Worte in eine Felswand: “Glück ist nur dann wirklich, wenn man es mit anderen teilt. Er sieht also ein, dass das Leben in der Einsamkeit nicht vollwertig ist. Wir beide haben das Buch gelesen, und nachdem wir dann ein ganzes Jahr auf Tour waren, konnten wir ganz neue Parallelen darin entdecken.”
|