Als für R5 schliesslich der große Moment gekommen war, ins Studio zu gehen, um ihr Debütalbum für Hollywood Records aufzunehmen, hatte ihnen niemand gesagt, was sie da eigentlich genau machen sollten. War auch gar nicht nötig – denn sie wussten es schon längst: Ihr Plan lautete, die ultimative Autofahr-Musik auf einem Album zu vereinen. Es sollte der perfekte Soundtrack für laue Sommernächte im Cabrio sein, schön ohne Verdeck, locker auf dem Highway unterwegs – und die Anlage bis zum Anschlag aufgedreht. Also nicht bloß laut, sondern LOUDER!
Mit den 11 Tracks, die sie auf LOUDER versammelt haben, beweisen R5, warum sie dieser Tage als eine der heissesten Pop/Rock-Newcomerbands überhaupt gehandelt werden: „Wir wollten ein Album aufnehmen, das einfach nur Spaß macht“, sagt Rydel Lynch (Keyboards/Gesang), die zusammen mit ihren drei Brüdern Riker (Bass/Gesang), Ross (Lead-Gesang/Gitarre) und Rocky (Gitarre/Gesang), sowie Best-Buddy Ratliff (Schlagzeug) das Line-up von R5 komplettiert. „Es sollte locker und optimistisch klingen, vollkommen ausgelassen, und die Leute inspirieren. Die Art von Album, die man rund um die Uhr hören will, auf Dauer-Repeat.“
Gemeinsam mit ihren Produzenten Emanuel „Eman“ Kiriakou und Andrew Goldstein ist es R5 gelungen, jene ausgelassene Stimmung, um die es ihnen musikalisch geht, auch im Studio zu etablieren: „Wir haben immer so viel Spaß zusammen“, meint Riker. „Und die Songs sollten gewissermaßen garantieren, dass dieser Spaß-Faktor auch bei unseren Zuhörern ankommt.“
Um das zu erreichen, kommen sie auf LOUDER auch gleich zur Sache: Los geht’s mit Pass Me By, einem verspielt-ausgelassenen Rocksong, der mit einer Killer-Hook und der grandiosen Stimme von Ross keine Fragen übrig lässt. „Ich versuche immer, den Songs mit meinem Gesang dieses subtile Etwas zu geben: das können kleine Brüche sein, ungewöhnliche Betonungen, fast schon absichtliche Ausrutscher“, berichtet Ross. „Wenn ich spontan Melodien einsinge, bewege ich mich auch schon mal in unerwartete Regionen, lasse z.B. Soul-Einflüsse durchschimmern, um die Leute damit zu überraschen und zu fesseln.“
Weiter geht’s mit Forget About You, ein explosives Stück über eine Liebe im freien Fall, während das für Stadien gemachte Ain’t No Way We’re Goin’ Home mit absolutem Roadtrip-Feeling daherkommt: „Die Gitarre auf dem Stück hat echt viel Delay“, strahlt Rocky, „und als die Aufnahme im Kasten war, sagten wir nur: ‘Yo, das ist verdammt noch mal der Wahnsinn.’“
Danach drosseln sie das Tempo ein wenig, wenn sie mit den astreinen Popsongs I Want U Bad und If I Can’t Be With You humorvoll davon erzählen, wie die eigenen Gefühle für einen anderen Menschen gelegentlich leider nicht auf Gegenliebe stoßen: „Für die Bridge dieses Songs haben wir sogar einen Synthesizer-Sound aus einem Atari-Spiel eingesetzt“, erzählt Ratliff über letzteren Track. „Solche kleinen Details sind es, die ein Album wirklich auszeichnen.“
Auf Love Me Like That übernimmt dann Rydel das Mikrofon und präsentiert einen unwiderstehlichen Party-Track mit sattem Beat und – immer offen für neue Styles – dezentem Blues-Einschlag. Nach der überraschend einfühlsam klingende Ballade One Last Dance ziehen R5 das Tempo wieder an und präsentieren ihre erste Single Loud. Danach werden wir von Fallin’ For You überrascht – ein Song in dem eine ganze Liste von Dingen präsentiert wird, die beweisen, was seine Angebetete so unglaublich anbetungswürdig macht.
Cali Girls aus der Feder von Riker und Rocky ist gewissermaßen ein Update des Beach Boys Klassikers, allerdings mit noch mehr Sonnenschein und noch mehr Sexappeal im Gepäck: „Wir lieben die Beach Boys, ihr Sound hat uns schon immer absolut inspiriert“, gesteht Riker, „und Cali Girls war auf jeden Fall ein Volltreffer: Wir haben den Song schon oft live gespielt und die Fans lieben ihn!“ Den Schlusspunkt des Albums markiert Here Comes Forever, ebenfalls von Riker und Rocky geschrieben, und hier verweben R5 geschickt diverse Hollywood-Referenzen, um die ultimative Liebesgeschichte zu definieren.
Dabei könnte der Titel Here Comes Forever inzwischen auch als das Motto dieser Band durchgehen: Nachdem sie fünf Jahre lang auf diesen Punkt hingearbeitet haben, stehen sie mit der Veröffentlichung von LOUDER tatsächlich an jenem Punkt, an dem ihre Zukunft – das Forever danach – konkrete Formen annimmt.
Die Geschichte von R5 beginnt allerdings noch weitere fünf Jahre davor, vor rund einer Dekade also, und zwar in Littleton, Colorado, jenem Vorort von Denver, in dem die Geschwister Lynch aufgewachsen sind. Riker, der älteste von ihnen, bewies schon früh, dass er der geborene Sänger und Entertainer ist, während Rocky als erster von ihnen eine Gitarre in den Händen hielt. Nachdem ihre Eltern sie mit einer ordentlichen Portion Klassikern versorgt hatten – alles von Elvis über die Beatles bis hin zu den Rolling Stones –, besorgten die unter Geschwistern üblichen Rivalitäten den Rest: Schon bald nahmen die jungen Lynchs die Sache mit der Musik ziemlich ernst.
„Wir waren schon immer dafür bestimmt, zusammen auf einer Bühne zu stehen. Schon als Kinder spielten wir häufig kleine Konzerte in unserem Keller“, erinnert sich Rocky. „Unsere Mutter telefonierte so lange herum, bis auch wirklich alle Verwandten vorbeikamen, um sich das anzuschauen. Wir nahmen dann in der Regel einen Dollar pro Familienmitglied, das unser Konzert sehen wollte.“
Im Jahr 2007 zog Familie Lynch schließlich nach Los Angeles – wo sie alle Großes vorhatten: Schauspielerei, Tanz, Musik, Werbung, sie wollten in all diesen Bereichen ihr Glück versuchen. Eine richtige Band zu gründen stand dabei jedoch ganz oben auf ihrer Liste: Nur fehlte ihnen noch ein Schlagzeuger, denn das war eines der wenigen Instrumente, das keiner von ihnen beherrschte. Also fragten sie ihren Freund Ratliff, R Nummer fünf – und schon war das Line-up vollständig. „Wir waren schon immer eine Band, wenn man’s genau nimmt“, meint Rocky. „Wir sind als Gruppe, als Band aufgewachsen. Und als wir dann Ratliff kennenlernten, haben wir ihn einfach irgendwann dazu geholt.“ Schon im Jahr 2009 veröffentlichten R5 in den USA mit Ready Set Rock ihre erste EP in Eigenregie; drei Jahre später, im April 2012, unterzeichneten sie dann ihren Vertrag mit
Hollywood Records.
Zwischenzeitlich hatten Riker und Ross jedoch auch vor der Kamera geglänzt: Riker übernahm die Rolle von Jeff, der in der Serie Glee zur A-Capella-Gruppe The Warblers gehört; Ross hingegen bekam sogar seine eigene Serie, „Austin & Ally“ (Ross spielt Austin), von der inzwischen bereits die dritte Staffel beim Disney-Channel läuft. Das wiederum hatte dazu geführt, dass Ross auch im Disney-Film Teen Beach Movie (2013) die Hauptrolle bekam – und dieser Film kam so gut an, dass der Soundtrack schließlich sogar auf Platz #1 der US-Charts landen und sich sechs Wochen am Stück in den Top-10 halten sollte. „Ja, inzwischen geht bei mir nichts mehr ohne perfektes Zeitmanagement“, gesteht Ross. „Manchmal drehe ich tagsüber eine Folge, nehme abends einen Flieger, spiele sofort nach der Landung ein Konzert und bin in derselben Nacht noch im Flieger zurück. Volles Programm. Freizeit bleibt mir da nicht wirklich, aber mir macht das alles so viel Spaß, dass ich keine einzige von diesen Sachen dafür opfern würde.“
Und so haben diese Parallelkarrieren R5 auch nie von ihrem ursprünglichen Plan abbringen können: In den letzten zwei Jahren hat die Band intensiv an ihrer Live-Show gearbeitet und ist vor ausverkauften Häusern in den USA, Kanada, Australien und Europa aufgetreten. Bei ihrer bis dato größten Show waren sage und schreibe 16.000 kreischende Fans im Publikum: „Etwas ganz Besonderes passiert da, wenn wir zusammen die Bühne betreten“, sagt Riker. „Es ist mit nichts auf der Welt zu vergleichen, und so aufregend! Danach versuchen wir immer, so viele Fans wie möglich zu treffen. Wir wollen ja, dass die ganzen Fans, die wir unterwegs kennenlernen, uns für immer treu bleiben!“
Nach diversen live Auftritten und TV-Auftritten, bescherte der Band ihre stetig wachsende Fangemeinde bereits über 16,5 Millionen Views auf ihrem YouTube-Channel sowie über 3 Millionen Fbook-Likes, 1,8 Million und über 2,8 Millionen Twitter-Follower.
Eine Erklärung für ihren massiven Erfolg ist sicherlich die einzigartige (Geschwister-) Chemie dieser Band: „Ich mache schliesslich schon mein ganzes Leben mit dieser Band Musik“, sagt Ross. „Wenn sie nicht da sind, fühlt sich das an, als würde ein Teil von mir nicht da sein.“ „Ja, wir lieben uns halt“, ergänzt Rydel, „und wir sind die besten Freunde.“ Genau das sieht und spürt man nämlich, wenn man sie auf der Bühne vor sich hat, und jeder weitere Auftritt schweisst sie noch stärker zusammen. „Wir wollen irgendwann an den Punkt kommen, an dem wir gewissermaßen alles improvisieren können“, wirft Ratliff ein. „Den anderen in der Band zuzuhören, sie zu ‘lesen’ ohne dafür sprechen zu müssen: Es ist doch das Coolste, wenn alle auf der Bühne wie eine geschlossene Einheit abgehen.“
Apropos bgehen: Das werden die Dinge, sobald ihr erstes Album nun endlich erscheint. Bei allem Spaß und aller Ausgelassenheit vergessen R5 jedoch nie, dass es etwas Besonderes ist, das tun zu können, was sie lieben, und es mit dem Rest der Welt teilen zu dürfen.
„Es passieren jeden Tag so viele verrückte Sachen auf dieser Welt“, meint Riker abschliessend. „Und nicht jeder hatte so eine schöne Kindheit wie wir. Wenn man jedoch niedergeschlagen ist und dann einen unserer Songs hört oder eines unserer Konzerte sieht, dann kann die Musik hoffentlich dazu beitragen, die ganzen Sorgen zumindest für den Moment vergessen zu machen. Lasst uns diesen Moment gemeinsam genießen und einfach Spaß zusammen haben!“ |